Am 7. März 2019 fand im Gemeindesaal der Gemeinde Neukieritzsch eine Veranstaltung der Reihe „Spruchreif – Kreisentwicklung“ des Landkreises Leipzig statt. Im Rahmen dessen wurde das Projekt Interko2 vorgestellt und eine qualitatitve Erhebung im World-Café-Format durchgeführt.
„Spruchreif“ ist eine Veranstaltungsreihe des Landkreis Leipzig, die jährlich durchgeführt und auf der den regionalen Akteur*innen neue Entwicklungen und Konzepte für den Landkreis vorgestellt werden. Rund 60 Vertreter*innen kommunaler Verwaltungen, lokaler und regionaler Verbände sowie Bürger*innen konnte das Projekt „Interko2 – Integriertes Wohnflächenkonzept in großstädtischen Wachstumsregionen“ vorgestellt werden. Zudem wurde vonseiten des Landkreises Leipzig der aktuelle Stand zur Fortschreibung des Kreisentwicklungskonzeptes 2030 vorgestellt. Im Anschluss an die Präsentationen fand ein World-Café statt, bei dem auch Interko2 mit zwei Tischen vertreten war. Das Partnerprojekt StadtLandNavi beteiligte sich ebenfalls mit einem Tisch.
Wohnstandorte im Umfeld von Leipzig/ Halle – Tisch 1
Am ersten Tisch von Interko2 wurde verschiedenen Fragestellungen nachgegangen, die die Kommunen im direkten Umfeld der Oberzentren Leipzig und Halle (Saale) betreffen. Hierbei lag der Schwerpunkt auf folgenden Fragen:
Wo sehen Sie die Entwicklungsschwerpunkte im Stadt-Umland von Leipzig?
Die Anbindung an die S-Bahn – nicht nur SPNV im Allgemeinen – wurde als der entscheidende Faktor für die Entwicklung von Wohnstandorten gesehen. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass aber auch die Bedeutung des Plus-Bus-Ansatz nicht zu unterschätzen sei.
Wie schätzen Sie Flächenverfügbarkeit in den Innenbereichen der Orte und Entwicklungspotentiale im Bestand?
Es wurde dargestellt, dass vor allem in schrumpfenden Kommunen ein unverhältnismäßig hoher Flächenverbrauch zu verzeichnen ist. Dabei ist ein Grund hierfür der innerörtliche Flächenmangel. Selbst wenn Flächen frei bzw. brach sind, befinden sich diese zumeist nicht im Besitz der Kommune, wodurch eine Entwicklung im Bestand erheblich erschwert wird.
Welche Nachfrage/ Zielgruppen sind für die Entwicklung in Ihren Orten relevant?
Es ließ sich feststellen, dass sich die Wohnformen in den vergangenen Jahren stark verändert haben: So sind es heutzutage weniger Personen pro Gebäude und – auch daraus resultierend – deutlich größere Wohnflächen. In Bezug auf die Zielgruppen wurde beschrieben, dass einerseits junge Leute zur Ausbildung in die Oberzentren gehen und in der Familienphase dann mit Nachfrage nach Einfamilienhäusern zurückkehren. Hier ist es hilfreich, wenn ältere Bevölkerungsgruppen aus den oftmals zu groß gewordenen Häusern und Gehöften in geeignetere (altengerechte) Wohnangebote umziehen. Zu dieser Umsetzung werden jedoch Investoren benötigt. In den Mittelzentren ist in diesem Bereich jedoch aufgrund der altengerechten Ausstattung (Ärzte, Nahversorgung etc.) Zuzug zu verzeichnen.
Wohnstandorte im äußeren Ring – Tisch 2
Wo sind/sehen Sie die Entwicklungsschwerpunkte in den Gemeinden im äußeren Ring?
Im äußeren Ring gilt es, die Infrastruktur zu halten und zu stärken. Dies betrifft sowohl grundständige Aspekte – wie z.B. Grundschulen -, um Familien anzuziehen, aber auch Nahversorgungs- und medizinische Infrastruktur, um für ältere Menschen attraktiv zu sein. Dabei gilt es, sich auf die Kernorte zu stützen und diese zu stärken. Dabei zeigen sich unklare und/oder kleinteilige Eigentumsverhältnisse als Herausforderung für die Entwicklung. Der Umbau wird aufgrund der steigenden Nachfrage zwar stetig attraktiver, aber die Sanierung im Bestand führt auch zu deutlichen Preissteigerungen.
Wird die Abwanderung in die Zentren anhalten?
Hier seien es vor allem Jugendliche, die nach Leipzig abwanderten. Dies würde jedoch nicht ewig anhalten, wenn sich z.B. die Mieten in Leipzig weiter in die Höhe entwickeln. Neben der Abwanderung ist jedoch auch ein beständiger Zuzug von Leipzig in die ländlichen Räume zu verzeichnen. Hier werden vor allem die Erbauer*inen im Ein- und Zweifamilienhaussegment wahrgenommen.
Können Digitalisierung und „Home-Office“ zur Stabilisierung in ländlichen Räumen beitragen?
Bezüglich der Chancen neuer Arbeitsstrukturen und -formen besteht eher Skepsis als Zuversicht. Digitalisierung und Home Office werden als Ergänzung aber nicht als „Heilmittel“ gesehen. So darf die weitere Basisinfrastruktur am Wohnort nicht fehlen. Gleichzeitig werden die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz als extrem wichtig angesehen. Zudem gilt diese Chance nicht für das produzierende Gewerbe. Aber von den Teilnehmer*innen wurde auch angemerkt, dass sie durchaus Chancen für junge Eltern sehen, die ihren Job mit dem Umzug „mitnehmen“.